Mittwoch, 26. November 2008

Das dunkle Geheimnis: Was verbirgt sich im Arsch des Hetero-Mann?

Dem Mann wird gerne unterstellt sehr lustbetont zu handeln. Nicht nur in der Feministischen Literatur und bei Freud wird unterstellt, dass sich klassisch männliche Verhaltensweisen (Krieg, Spiele, Sex) vor allem an lustbesetzten Impulsen orientieren, sei es nun die Lust an der Zerstörung im Krieg, oder die Lust am Siegen im Spiel.

Natürlich bildet der hetereosexuelle Mann an dieser Stelle keine Ausnahme und erste recht nicht in Erotik und Porno. Was sich in der Gesellschaft schon dem kundigen Auge abbildet, tritt im Porno verstärkt und bis ins extreme gesteigert in den Vordergrund. Es geht um Lust, Befriedigung und rituell inszenierte Geilheit. Schwänze, Mösen, Münder, Titten und Arschlöcher sind die Hauptdarsteller, die beteiligten Akteure treten in desto mehr in den Hintergrund, je näher die Handlung dem Klimax kommt.

Es geht jedoch nicht gleichermaßen um die Lust aller. Wie auch im Rest unserer (oh, so emanzipierten) Gesellschaft bestimmt sich die soziale Normalität nicht anhand der durchschnittlichen sozialen Welt aller Beteiligten, sondern primär anhand der Befriedigung des heterosexuellen Mannes.

Kaum eine heterosexuelle Szene endet anders als mit dem Abspritzen des männlichen Darstellers oder der männlichen Darstellers, bzw. dem rituellen Spiel mit dem Sperma. Die Hauptrolle geht über vom Schwanz zum Sperma (immerhin dem Produkt des Schwanz), die Frau bleibt bloße Empfängerin.

Ein Muster das sich auch an anderer Stelle reproduziert, es wird in Ärsche, Mäuler und Fotzen gefickt, es werden Schwänze geblasen und Arschlöcher geleckt. Zuweilen und abseits des Mainstream wird auch gepisst und geschissen.

Während jedoch die Frau in sämtliche Körperöffnungen ("Löcher") gefickt wird, bleibt der männliche Körper unpenetriert. Eigentlich seltsam.

Glaubt man der Medizin, ist eine der stärksten sexuellen Erregungen des Mannes durch die direkte Stimulation der Prostata zu erreichen. Eine Erregung die von schwuler Seite aufs Vorzüglichste und mit großer Begeisterung benutzt wird. Die Rede ist natürlich vom Arschfick, bei dem auch schon das reine Gefickt werden ohne zusätzliche Stimulation ausreichen kann beim gefickten einen Orgasmus aus zu lösen.


Anale Prostata Stimulation (Quelle: Wikimedia)

Natürlich wirkt die Aussicht von einem dicken Schwanz gefickt zu werden auf den archetypischen Heteromann ungefähr so attraktiv wie sich Brennesseln durch den Darm zu ziehen. Trotzdem bleibt die Frage warum sich nicht Millionen Heteros Dildos, Vibratoren oder die kundigen Finger ihrer Frauen in den Arsch stecken?

Nun sind selbst mir keine Statistiken bekannt welche Dinge in welchen Quantitäten Jahr für Jahr im Arsch von nicht schwulen oder bisexuellen Männern versenkt werden. Jedoch bleibt der unübersehbare Fakt das de über die Prostata induzierte Orgasmus zumindest nicht pornomedial innerhalb des Mainstream inszeniert wird. man kann also davon ausgehen das die Penetration des Mannes trotz ihres unbestreitbaren Lustgewinns tabuisiert ist.

Sieht man sich deutsche Pornos jüngeren Datums an, kann man von Zeit zu Zeit zwar anilingus, jedoch verschwindet die Zunge der Frau nie im Arsch des Mannes(und wäre auch zu kurz zur Prostata-Stimulation).

Abseits des Mainstream findet man jedoch durchaus diverse Gegenstände im Arsch des Mannes. Die Rede ist von Fetisch-Produktion oder genauer gesagt FemDom Filmen. Diese Produktionen lassen sich in den Bereich BDSM (Bondage Domination Sado-Masochism) einordnen. Der spezifische Fetisch, der hier angesprochen wird, ist die Dominaz über einen männlichen Sklavens durch eine weibliche Domina oder Herrin.

Neben den im BDSM üblichen Dingen wie der Objektivierung von Darstellung (z.B. durch Masken, Hundeleinen, etc.), dem rituellen Zufügen von Schmerzen (teils im Rahmen von "Strafen" für "Vergehen") ist auffällig, dass oftmals die Geschlechterverhältnisse umgedreht ausgelebt werden. Der männliche Sklave wird als "Miststück" oder "Schlampe" bezeichnet, bekommt Frauenkleider angezogen und wird von seiner Herrin - mit diversen Gegenständen - in den Arsch gefickt.


Femdom: Der Sklave unterwirft wird gefickt (Quelle: "Herrin Silvia - und das ist erst der Anfang", SM Studio Berlin)

Dieses Verhalten ist allerdings nicht homosexuell konotiert, sondern findet in einem strickt heterosexuellen Setting statt. Die Interpretation ist klar. Gefickt werden ist eine Geste der Unterwerfung, Ficken eine der Herrschaft oder Dominanz.

Dieses Muster wiederholt sich auch an anderen Stellen.

Im Sprachgebrauch von (unter anderem) schwulen Datingseiten wird zwischen passiven und aktiven Analverkehr unterschieden. Auf einer logischen Ebene sagt dies nichts darüber aus wer gefickt wird und wer fickt. Es sind genauso Situationen denkbar in denen der Gefickte eine aktive Rolle einnimmt (z.B. Reverse Cowgirl) wie umgekehrt (Doggystyle). Trotzdem ist sofort, schon auf einer intuitiven Ebene, klar wer gefickt wird und wer fickt.

Ebenso z.B. in diversen Pornos der etwas härteren Schule (z.B. Rocco Puppet Master oder den GGG Filmen). Die Frau wird gefickt, spielt zwar die Hauptrolle hat aber dennoch keinen aktiven Part. Statt dessen dient sie den Männern (deren Person oft nur angedeutet wird, die als als Idealtypen auftreten) zum Lustgewinn. Je weiter die Handlung fortschreitet desto mehr entfernen sich die Darstellerinnen von einer Rolle als Subjekt und nähern sich der vollständigen Objektivierung.

Es steht fest: Der aktive Ficker herrscht über die passive Gefickte.

In der Freudschen Psychologie existiert das Konzept der Verdrängung. Das Es, der Sitz unserer kindlichen und unreglementierten Lust, produziert Fantasien und Triebe. Diese werden vom reglementierenden Über-Ich als bedrohlich für das Selbst betrachtet und Verdrängt. Die Geister die das Es einmal gerufen hat, bleiben jedoch vorhanden.

Es ist schwer die Parallele zu übersehen.

Penetration ist konotiert mit Unterwerfung und dem Verlust von Kontrolle über den eigenen Körper und seine Lust. Wer penetriert oder gar gefickt wird der muss seinem Partner vertrauen und ihm die Herrschaft überlassen, sich unterwerfen. Eine Erwartung von der implizit im Verhältniss der Geschlechter ausgegangen wird. Die Frau unterwirft sich dem Mann und wird gefickt, der Mann herrscht über die Frau und stillt seine Lust an ihr.

Ficken als Herrschaft (Quelle: "Rocco: Puppet Master")

Die Aussicht jedoch die Herrscherrolle aufzugeben, die Kontrolle abzugeben und zur Befriedigung durch ihre Gnaden zu kommen, erscheint derartig bedrohlich für ein Selbstbild des "Ficke und Herrsche", dass die Lust verdrängt wird. Die Sehnsucht jedoch wird auf den Schwulen projeziert, der sich dadurch auszeichnet sich nach Lust und Laune in den Arsch ficken zu lassen und dafür moralische Verdammung erfährt.

Was verbirgt sich also im Arsch des Hetero-Mann?

Die Angst.

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